Hotel Mueller

Hotel Müller - Kyllburg - Eifel

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Chronik der Stadt Kyllburg 800 - 2000
Kyllburg unter preußischer Herrschaft  (1815 bis 1918)

Steinmetzzeichen und Steinzeichen auf Kyllburger Werkstücken

Georg Jakob Meyer

Dem Besucher der herrlich gelegenen Stiftskirche in Kyllburg begegnen so viele Eindrücke künstlerischer und volkskundlicher Art, daß er aus dem Staunen fast nicht herauskommt, ganz besonders bei der Vielzahl der Steinarbeiten im Kircheninnern und auch im Kreuzgang, die ihn neben dem Bewundern auch zum Nachdenken zwingen.

 Steinzeichen an den Strebepfeilern
Steinzeichen an den Strebepfeilern im Stiftskreuzgang

 Steinmetzzeichen Kyllburger Meiste
Steinmetzzeichen Kyllburger Meister

All diese Kunstdenkmäler, aus heimischem Sandstein gefertigt, entstammen den Werkstätten Kyllburger Meister. Es muß schon eine ganze Anzahl gewesen sein, die bei der Fertigung der Stücke mitgewirkt haben, und wenn wir die Steuerliste von 1624 mit heranziehen, lesen wir, daß unter den 52 Haushalten in Kyllburg allein 6 Steinmetzen aufgeführt werden. Und im benachbarten Malberg, wo auch noch bis in die Neuzeit das Steinmetzhandwerk eifrig gepflegt wurde, half man fleißig mit. Mitgenannt werden sollen die kunstvollen und reichprofilierten Haustürsteine in der Stiftstraße, von denen nur noch wenige übriggeblieben sind. Der Name eines Steinmetz, der für die zahlreichen Wegkreuze aus der Zeit zwischen 1607 und 1633 in Frage kommt, ist aus den Steuerlisten bekannt: es ist Theis Polich (Polch), der mit seinem Sohn ein größeres Unternehmen führte, wie in der Steuerliste angegeben ist "hat allerlei eigene Plätze." Darunter sind nicht nur Werkstätten, sondern auch Steinbrüche zu verstehen.

Wenn ein neuer Meister in die Zunft aufgenommen wurde, dann wurde ihm auch gleichzeitig sein Steinmetzzeichen verliehen; mit diesem Zeichen sollte er nun all die Werkstücke kennzeichnen, die von ihm gefertigt wurden. Von Kyllburg sind heute noch drei Steinmetzzeichen bekannt, die auf Wegkreuzen, auf einem Grabkreuz, einem Gewölbeschlußstein und auf einer Steinsäule erhalten geblieben sind. Die Steinmetzzeichen haben als Grundfigur ein Kreuz mit einem Ständer; dann fügt man noch einen waagerechten oder schrägen Strich durch den senkrechten Kreuzbalken hinzu. Das Steinmetzzeichen wurde an einer unauffälligen Stelle des Werkstücks klein angebracht. Steinzeichen dagegen haben mit dem Schöpfer des Werkstücks nichts zu tun - sie bezeichnen die Steinlage, in der dieser Stein in dem Pfeiler oder in dem Strebepfeiler zu liegen kommt. So haben alle Steine in einer Steinschicht dieselben Zeichen. Als Beispiel sind die zahlreichen Steinzeichen an den Strebepfeilern des Kyllburger Kreuzgangs oben abgebildet.

Mehr als 200 verschiedene Zeichen kann man bei den 45 Steinpfeilern feststellen. Die Formen dieser Steinzeichen sind recht vielseitig und man kann neben den vielen geraden Strichzeichen auch gebogene Linien feststellen. Besonders interessant sind die Steinmetzzeichen auf den Wegkreuzen, und nach 350 Jahren sind noch 25 Kreuze in Kyllburg und Umgebung festgestellt worden, die aus den Kyllburger Werkstätten hervorgegangen sind. Etwa die Hälfte tragen noch das Steinmetzzeichen, und wenn auch nicht das Zeichen den Steinmetzen verraten würde - die besondere Form des aus dem Stein gehauenen Korpus, der Lebensbaum auf dem unteren Schaftteil und vor allem die einzigartige Anbringung der Inschrift (sie verläuft senkrecht zum Beschauer, also parallel zum Schaft) - man würde ohne Mühe die Herkunft dieser Werkstücke erkennen. Erstaunlich ist, wie weit man die Wegkreuze aus den Kyllburger Werkstätten verfrachtete; gar bis nach Hersdorf, nach Wallenborn, nach Großlittgen und nach Binsfeld verschickte man die kunstvollen Kreuze. Aber noch viel weiter transportierte man die aus.

Sandstein gehauenen Haustürsteine. In Bremm an der Mosel sind heute noch zwei Haustürsteine festgestellt worden, deren Meister in Kyllburg seine Werkstätte hatte. Der älteste Haustürstein stammt vom Jahre 1624; er trägt auch das Steinmetzzeichen des Kyllburger Meisters. Der zweite Haustürstein aus rotem Sandstein stammt aus dem Jahre 1639. Das Steinmetzhandwerk in der alten Form ist gänzlich untergegangen. Das zeitraubende Bearbeiten von kunstvollen Haustürsteinen hat aufgehört - heute ersetzt der Kunststein, maschinell bearbeitet, diese Gebäudeteile. Haussprüche, christliche Symbole, sogar Jahreszahlen und das Monogramm des Hauserbauers entfällt - alles ist auf Kostenersparnis und Zweckmäßigkeit eingestellt. Wo noch alte Haustürsteine oder Wegkreuze Zeugen einstigen Kunstschaffens Eifeler Steinmetzen sind, möge man, soweit die Verhältnisse es gestatten, der Nachwelt diese Werkstücke erhalten zur Ehre und zum Lob der einstmals hochstehenden heimatlichen Steinmetzkunst.

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